Neuer Morgen, der selbe Ablauf. Kaum sind wir auf, ist Alana verschwunden. Man hört uns sieht sie ab und zu, aber dann ist sie im Garten, im Keller oder unterwegs auf den Spielplatz. Aber heute morgen haben wir doch Programm. Um zehn Uhr wollen wir los um frühstücken zu gehen, als Dankeschön für Lisa und Michel.

Wir gehen, sprich Isabelle und ich fahren und Alana wird gefahren. Da der Zeh noch nicht besser ist trotz Antibiotika, nehmen wir das Auto und Michel und Lisa gehen zu Fuss mit Alana im Wagen. Bei Gillies, dem Stammfrühstücksrestaurant von Lisa und Michel geniessen wir das draussen das Essen bevor die drei sich wieder zu Fuss auf den Rückweg machen und wir noch schnell den Virginia Tech Fanshop besuchen. Es gibt Diverses, was wir nach Hause nehmen werden, sogar einen Autoaufkleber, obwohl wir dies nie wollten. Aber das hier ist halt doch etwas anderes. Und wer kennt bei uns schon die VT?

Unser Nachmittagsplan sieht grossartig aus. Wir wollen nach Christiansburg auf einen Spielplatz mit Wasserspielmöglichkeiten und Isabelle kann nebenan ins Mall shoppen gehen. Gesagt, getan, aber nach ein paar Minuten im Auto schläft Alana ein. Da wir am abend noch Programm haben, entscheiden wir uns, sie schlafen zu lassen. So betritt Isabelle alleine das Einkaufscenter, während ich zum Starbucks fahre, nur um festzustellen, dass sie keinen Drive-Throu haben. Und Alana lasse ich nicht alleine im Auto, auch nicht für einen Kaffee.

So fahren wir beide zurück auf den Parkplatz des Malls und warten auf Isabelle. Auf dem Weg nach Hause wird Alana dann wieder wach, so dass wir gleich weiterkönnen zum Rising Silo. Eine Art Bauernhof, ein wenig ausserhalb von Blacksburg. Hier wird eigenes Bier gebraut, es gibt zu essen, live Musik und eine grosse Wiese, auf welcher sich die Kinder (und deren Eltern) austoben können. Toll ist auch, dass wir hier einige bekannte Gesichter antreffen, entweder vom letzten Besuch 2010 oder gar von meinem ersten längeren Reise 2004.

Leider brechen die meisten relativ schnell wieder auf, so dass nicht viele Worte gewechselt werden konnten. Gut, dies kommt vielleicht auch davon, dass Alana an ihrer Footballkarriere feilen wollte. Zum Glück hat Palla immer ein entsprechendes Spielgerät im Auto.

Nach der Rückkehr zu Michel und Lisas Haus wird der Tag aber noch viel interessanter als er bereits war. Isabelles Zeh macht noch immer Probleme und gemäss ihren Aussagen wird es immer schlimmer. Und wenn Isabelle dies sagt, dann heisst dies etwas. Dann heisst es sogar sehr viel.

Lisa meint, man sollte ein Stück des Zehennagels entfernen. Das heisst, anheben und schneiden (vor lauter Zeh war es das dritte Mal «heisst»). Da sie keine Betäubungsmedikamente hat, heisst (…) die Variante eisen. Sprich solange ins Eisbad bis der Zeh taub ist. Gut, ein wenig Wein und die aufmunternden Sprüche von Michel und Palla sind auch noch dabei. Ich hätte sie schon lange totgeschlagen. Also Michel und Palla, die Trauben im Wein sind es schon.

Isabelle lässt sich nach langem Zögern überreden und hält ihren Fuss ins Eisbad. Ich bin mal in der Küche am abwaschen. Die dummen Sprüche der anderen zwei nehmen kein Ende, bis Lisa das ganze Gespann ins Wohnzimmer bittet. Isabelle spürt tatsächlich nichts mehr, somit ein kurzer Schnitt und ein ziemliches Stück des Zehennagels ist weg. Nur mit Eiswasser, gutem Zureden und…ok….Wein.

Das herausgeschnittene Stück Zehennagel (ist das hochdeutsch?) wird wie eine Trophäe herumgereicht und Isabelle wird fachmännisch, sprich fachfrauschisch verarztet. Ich denke, wir beide sind unglaublich froh, dass wir genau zum richtigen Zeitpunkt nach Blacksburg gekommen sind. Und wir sind auch Lisa extremstens dankbar, dass sie Isabelle so unkompliziert geholfen hat.

Der Zeh taut auf, aber es geht Isabelle trotz der «Operationsschmerzen» anscheinend schon viel besser. Wir sitzen noch ein wenig auf der Terrasse zusammen und freuen uns gemeinsam über den Erfolg des Eingriffs und über einen weiteren tollen Tag.